Ein Bericht über unseren Papaya-Workshop

Ein Bericht über unseren letzten Papaya-Workshop von Dinah Riese (taz, 11. Mai 2018):

Die Methoden des Schwangerschaftsabbruchs sind kein Bestandteil des Medizinstudiums an der Charité – Europas größter Uniklinik. Und so üben die angehenden Mediziner*innen den Eingriff in ihrer Freizeit statt in einer Pflichtveranstaltung. An selbst mitgebrachtem Obst und unter der ehrenamtlichen Anleitung erfahrener niedergelassener Ärztinnen. „Lernt, was die Uni euch nicht lehrt“, steht auf den Plakaten, die den Weg in den Seminarraum weisen. Einen Leistungsnachweis erwartet hier niemand.

[…]

Bevor die Studierenden tatsächlich loslegen, erhalten sie einen Crashkurs in der Anatomie des kleinen Beckens – also jenes Teils des Beckens, der Uterus, Eileiter und Eierstöcke beziehungsweise die Prostata beinhaltet – und über die verschiedenen Methoden und Risiken bei Schwangerschaftsabbrüchen.

Es ist bereits das vierte Mal, dass der Workshop in den Räumen der Charité stattfindet. Organisiert hat ihn die Gruppe Medical Students for Choice, die sich für reproduktive Rechte und gegen die strafrechtliche Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen einsetzt. „Wir wollen, dass jede und jeder im Studium sich mindestens einmal grundlegend mit Schwangerschaftsabbrüchen auseinandersetzt und sich eine eigene Meinung dazu bildet“, sagt Alicia Baier. Die Medizinstudentin im neunten Semester hat die blonden Haare zu einem Knoten zusammengebunden, ihr Blick erfasst den ganzen Raum, kontrolliert, ob alles läuft, wie es soll.

Baier hat die Medical Students for Choice Ende 2015 mit gegründet. Jetzt steht sie mit zwei anderen Mitgliedern der Gruppe vor den Studierenden, die sich konzentriert über ihr Obst beugen. Alle drei tragen T-Shirts, auf denen ein stilisierter Uterus seine Eierstöcke in Siegerpose in die Höhe reckt. „Es gibt ein einziges Seminar, in dem der Schwangerschaftsabbruch thematisiert wird“, sagt Baier. Das ist im neunten Semester, und eigentlich geht es um Pränataldiagnostik – also Untersuchungen am Fötus, die unter anderem der Früherkennung von Fehlbildungen oder möglichen Krankheiten oder Beeinträchtigungen dienen. Eine „ungute Verbindung“ nennt sie diese Konstruktion im Curriculum – denn sie suggeriere, dass Behinderung und Abtreibung natürlicherweise zusammengehörten.
Und auch sonst hält Baier diese Lösung für schlicht nicht ausreichend: „Den Lernzielen zufolge sollen wir in diesen 90 Minuten etwas über die Indikationen und Verfahren der Pränataldiagnostik lernen“, sagt Baier. „In den letzten zehn Minuten des Seminars soll es dann um Schwangerschaftsabbrüche gehen, allerdings bloß um deren rechtliche und ethische Aspekte.“ Und selbst dieser Teil falle aus Zeitgründen oft hinten runter, sagt Baier. „Um die Methoden geht es gar nicht.“

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„Eine staatliche Universität kann ja schlecht verpflichtet werden, eine Straftat zu unterrichten“, sagt die Ärztin Gabriele Halder mit einem bitteren Lächeln. Insgesamt werde der Schwangerschaftsabbruch in Deutschland extrem stiefmütterlich behandelt, auch in der Forschung und in der Weiterbildung. Und so spiele er auch an den Universitäten eine marginale Rolle. „Ob eine angehende Gynäkologin dann in der Facharztausbildung mit dem Eingriff in Kontakt kommt, hängt sehr von der Klinik ab, an die sie kommt.“

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Alicia Baier steht am Rand und beobachtet die Handgriffe ihrer Kommiliton*innen aufmerksam. „Die größte Gefahr ist das Nichtwissen“, sagt sie. „Viele denken, es läuft ja irgendwie, die Versorgung ist ja da. Und wenn es ihnen nicht mal in der Ausbildung begegnet, sehen sie auch keinen Grund, sich mit Schwangerschaftsabbrüchen zu beschäftigen.“ Das hat Folgen: Eine Recherche der taz hat gezeigt, dass immer weniger Ärztinnen und Ärzte bereit sind, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen. Die Älteren hören nach und nach auf, und es fehlen junge Mediziner*innen, die in deren Fußstapfen treten.

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Das liegt zum einen am Stigma, das dem Schwangerschaftsabbruch immer noch anhaftet – zum anderen daran, dass er in der Ausbildung maximal einen Randaspekt darstellt, glaubt Baier. Sie selbst und die Medical Students for Choice wollen das ändern […].

How the Papaya Workshop came into being

Some of you have already heard a lot about our Papaya-Workshop, where we try to help our fellow-students learn what the Charité doesn’t teach us. Or some of you may have already taken part in one of them.
But how did the Papaya Workshop come into being?
You can find the answer and many other interesting aspects about our work in this article by Nancy Isenson for Deutsche Welle.

In Berlin, Alicia Baier says, abortion doesn’t come up until nearly the end of one’s studies, in the ninth of 12 semesters, and then only in a seminar on prenatal diagnostics.

„Terminating a pregnancy is spoken of within 10 minutes, if you’re lucky,“ she says. „Fellow students have said it didn’t come up at all, because time ran out.“ But the future doctors are expected to be able to discuss the legal and ethical aspects of abortion as well as be aware of the „psychological burden in the societal context.“ Although every woman does not feel burdened, she adds.

In late 2015 Baier began considering starting a group to tackle the deficiency she saw in medical schools. „When I brought it up with fellow students, I often heard: ‚I don’t really know that much about the topic to be able to discuss it, but I don’t have the impression it’s a problem in Germany. Everything is surely well organized.'“

Those attitudes, which she considered dangerous, helped steel her resolve. „Those who become gynecologists will decide for themselves whether they perform terminations,“ she says, „and if they don’t come into contact with it in their studies, don’t have the feeling it is an issue, then they will possibly be more likely to say later: ‚I won’t offer abortions.'“

Papaya workshops
Baier and the other students who now make up Medical Students for Choice at the Charité want medical schools to teach prospective doctors to carry out abortions and for the taboo that surrounds choosing to end a pregnancy to be eliminated.
Papayas are one of their tools.

In hands-on workshops organized by MSfC, gynecologists help med students do abortions on the ersatz uteruses. They practice one of the two most common forms of terminating a pregnancy, vacuum aspiration, using suction to remove the fruits‘ seeds.

„The workshop makes clear that it isn’t an extreme operation, but rather a relatively small and uncomplicated 10-minute intervention,“ Baier says. But there’s another, perhaps more important point to the exercise, she says: „It offers a platform for the students to talk with gynecologists who do abortions themselves.“

Unfortunately though, it is mainly a platform for women at the moment. Few men have been involved with MSfC so far, Baier says. But that is something she would also like to see change. „Men are very welcome.“

Pro Life – Abtreibungsgegner auf dem Vormarsch

Nur noch bis zum 06. Mai verfügbar: Unbedingt die Arte-Doku zum Thema Schwangerschaftsabbruch schauen.

Das Recht auf Abtreibung galt in vielen westlichen Ländern als unumstößlich. Doch in den letzten Jahren wird es zunehmend infrage gestellt. Die Dokumentation legt offen, mit welchen Methoden die Abtreibungsgegner kämpfen. Das Recht auf Abtreibung wird auf unterschiedlichste Art angegriffen: offen oder versteckt, über die Gesetzgebung oder mittels öffentlicher Meinungsmache.

Sie hieß Valentina, und sie starb, weil ihr Ärzte die lebensrettende Abtreibung verweigerten: Was sich wie ein Drama aus vergangenen Zeiten anhört, spielte sich erst 2016 in Italien ab. Dort ist Abtreibung zwar seit 40 Jahren gesetzlich zulässig, wird aber aus ethischen Gründen von den meisten Gynäkologen nicht vorgenommen. Wie in Italien versucht eine neue Generation von Aktivisten fast überall in Europa, die Gesetze über den legalen beziehungsweise straffreien Schwangerschaftsabbruch rückgängig zu machen oder zu umgehen. In Ungarn wurde sogar die Verfassung zugunsten dieser selbst ernannten „Lebensschützer“ geändert.
In Frankreich gehören die Abtreibungsgegner der jungen Generation an. Sie kämpfen in den Medien, auf Twitter und Facebook, und ihre Zielgruppe sind die 15- bis 35-Jährigen. Bei ihrer Überzeugungsarbeit nutzen sie das volle Potenzial der sozialen Netzwerke mit ihren Kurznachrichten und Schockbildern zur Verbreitung von verzerrten Informationen.

All diese Kämpfe laufen auf EU-Ebene zusammen. Die Abtreibungsgegner haben zum Angriff auf die Festung Brüssel geblasen, wo sie intensives Lobbying betreiben – mit ebenso effizienten wie empörenden Methoden. Zur Finanzierung ihrer breit angelegten Kampagnen können die Abtreibungsgegner auf einflussreiche ausländische Sponsoren zählen, vor allem aus Russland und den Vereinigten Staaten.
Vor 70 Jahren sagte Simone de Beauvoir, man dürfe nie vergessen, dass eine politische, wirtschaftliche oder religiöse Krise genüge, um die Rechte der Frauen wieder infrage zu stellen, denn diese Rechte seien nie sicher, und die Frauen müssten ihr Leben lang wachsam bleiben. Heute bestätigt sich diese prophetische Warnung.

Repeal the 8th

Auch heute möchten wir ländertechnisch noch einmal über unseren Tellerrand schauen. Wir werfen einen Blick nach Irland, wo derzeit unter dem Hashtag #repealthe8th für eine Änderung der sehr restriktiven Abtreibungsgesetze geworben wird. Am 25. Mai wird ein Referendum stattfinden, bei dem die Ir*innen darüber abstimmen werden, ob es eine Gesetzesänderung geben wird oder nicht.

In einem Artikel der Zeit findet sich dazu folgendes:

Im Juli hatte der UN-Menschenrechtsausschuss die irische Regierung aufgefordert, die Gesetzgebung zu überarbeiten und den achten Zusatzartikel aufzuheben.

Irlands Gesundheitsminister Leo Varadkar sagt dazu:

„Wir wissen, dass jedes Jahr Tausende irische Frauen – aus jedem Bezirk des Landes – für Abtreibungen ins Ausland gehen. Wir wissen, dass viele Frauen Abtreibungspillen per Post holen, um ihre Schwangerschaften zu beenden. Es gibt Abtreibungen in Irland, aber sie sind nicht sicher, nicht geregelt und illegal.“ Weiterhin kündigte er an, es werde im Referendum um ein klares Ja oder Nein gehen: „Reformieren wir unsere Abtreibungsgesetze oder nicht? Ich werde mich für ein Ja einsetzen.“

Varadkars Ansichten zur Abtreibung hätten sich im Laufe der Jahre durch mehr Lebenserfahrung verändert. Als Gesundheitsminister sei er zur Überzeugung gelangt, dass Abtreibung kein Thema für die Verfassung sei, sondern eine private Angelegenheit für Frauen und Ärzte.

 

Space2groW – ein gutes Vorbild aus Berlin.

Heute möchten wir euch ein junges Projekt aus Berlin vorstellen: Bei Space2groW helfen geflüchtete Frauen* geflüchteten Frauen* nach dem Motto „Empowered Women Empower Women“ . Sie beraten Sie zu Gesundheit und Familienplanung und wissen aufgrund ihres eigenen multikulturellen Hintergrunds auf die verschiedenen soziokulturellen sowie religiösen Hintergründe der Frauen* einzugehen.

Projektleiterin Anab Mohamud ist vor drei Jahren alleine von Somalia nach Deutschland geflohen. In den Unterkünften bemerkte sie schnell, dass es an den nötigsten Angeboten zum Thema Frauengesundheit und Familienplanung mangelte. Dabei wird es hier so selbstverständlich gebraucht wie überall.

Der Zugang zu wichtigen Informationen ist aufgrund der schwierigen sozialen Lage vieler Geflüchteter sehr schwierig und die Auswirkungen von Krankheiten oder ungeplanten Schwangerschaften besonders folgenschwer.

Dazu ist es aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren oft schwierig, ein vertrauensvolles Verhältnis zu deutschen Ärzt*Innen aufzubauen.
Anab entschied sich, zu helfen und den Frauen Themen wie Gesundheit,Familienplanung und Sexualität näher zu bringen.

Sie entwickelte ein Workshop- und Beratungsformat, in dem die ThemenVerhütung, Schwangerschafts Vor- und Nachsorge, Zyklus, etc. besprochen werden – nicht aus einer privilegierten deutschen Perspektive heraus, sondern aus der gemeinsamen Fluchterfahrung heraus. So, wie sie es gerne vorgefunden hätte, als sie hier ankam.

Bei der Beratung geht es auch darum, Frauen zu ermutigen und zu ermächtigen, eigene Ziele und Wünsche zu formulieren und diese ihren Partnern zu kommunizieren. Gerade die Entwicklung und das Wachsen der Familie zu planen, statt es dem Zufall zu überlassen, gehört dazu und ermöglicht den Frauen, aber auch ihren Familien, Perspektiven zu entwickeln und Planungssicherheit zu haben. Sie können dadurch mit ihren Ressourcen und Kräften haushalten, um die Integration in die neue Gesellschaft so erfolgreich wie möglich zu gestalten.

Die Angebote finden in Somali, Arabisch und Englisch statt. Bei Bedarf wird eine Übersetzung in weitere Sprachen organisiert.

Das Berliner Projekt ist für den Deutschen Integrationspreis 2018 nominiert – zurecht wie wir finden, denn die Idee könnte Schule machen und vielen Frauen* in Deutschland eine wichtige Hilfestellung geben. Wenn Du dem Team um Space2groW dabei helfen willst, Frauen* durch Wissen zu stärken, dann unterstütze sie durch eine Spende hier: https://www.startnext.com/space2grow.

Die erneut entfachte Abtreibungsdebatte in Kroatien

– ein Kommentar von von Doroteja Jaković

Das Leitmotiv des Nachtmarsches zum internationalen Frauentag, der 2017 zum ersten Mal in mehreren kroatischen Städten organisiert wurde, lautete „Kampf um die reproduktiven Frauenrechte – Recht auf Abortus“. Der Nachtmarsch versammelte in Zagreb circa 6 000 Menschen und wurde in mehreren kroatischen Städten organisiert, womit er zur größten Demonstration für Frauenrechte in den letzten Jahren wurde. Der Protest zeigt, dass die Frauen Ex-Jugoslawiens auch nach der reaktionären und nationalistischen gesellschaftlichen Wende in den meisten Nachfolgestaaten nach wie vor selbstbewusst und bereit sind, ihre Rechte zu verteidigen – und die Rechte aller Frauen weltweit.

[…]

Die Organisation U ime obitelji, vielmehr deren Anführerin Željka Markić, kündigte bereits an, dass sie das Gesetz verschärfen wolle und ein Referendum anstrebe. Zudem sind rechte Gruppierungen so gut vernetzt, dass sie sogar Informationen über Frauen bekommen, die sich für eine Abtreibung entschieden haben, um sie dann von der Abtreibung abzuhalten.

Beispielswiese hat die Initiative 40 Tage für das Leben ihre Mitglieder über soziale Medien mobilisiert, um Frauen vor Krankenhäusern aufzuhalten, die einen Schwangerschaftsabbruch vorhaben. In 24 kroatischen Städten ist die Organisation aktiv. Von einem Krankenhaus in Vukovar wurde die Initiative über die Abtreibung einer Frau informiert. Sofort wurde diese Information auf ihrer Facebook-Seite veröffentlicht. Die Mitglieder wurden aufgefordert, sich vor dem Krankenhaus zu versammeln und der Frau ihre „Hilfsbereitschaft“ und „Unterstützung“ anzubieten. Dieses Vorgehen ist jedoch eine tiefe Verletzung der Privatsphäre der Frauen und ein eklatanter Verstoß gegen den Datenschutz seitens der Krankenhäuser.

Was lernen Medizinstudierende zum Thema Schwangerschaftsabbruch?

Hierfür muss man unterscheiden, was deutschlandweit Studierende für die Staatsexamina wissen müssen und was sie tatsächlich an der Uni lernen. Diese Prüfungsinhalte werden vom IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) in den s.g. Gegenstandskatalogen festgehalten. Es gibt zwei schriftliche Abschnitte der ärztlichen Prüfung bzw. zwei schriftliche Staatsexamina.

Dass das Thema Schwangerschaftsabbruch bereits zum 1. schriftlichen Staatsexamen im Medizinstudium thematisiert werden soll, findet man im 1. Gegenstandskatalog des IMPPs unter dem Themenkomplex “Grundlagen der Medizinischen Psychologie und der Medizinischen Soziologie” auf S. 15 zum Aspekt “Ethische Entscheidungskonflikte ärztlichen Handelns”.

Als Studierende der Charité können wir natürlich nur etwas zur Umsetzung im Unterricht an unserer Universität sagen. Wenn man die Veranstaltungen bis zum Ende des  6. Semesters (wann wir an unserer Uni dieses erste Staatsexamen beenden) auf ihre Inhalte hin überprüft, stellt man fest, dass es keine Veranstaltung gibt, die das Thema Schwangerschaftsabbruch explizit behandelt.

In der Folge, also in den Semestern, die uns auf das 2. schriftliche Staatsexamen vorbereiten, gibt es genau eine Veranstaltung (ein Seminar), die das Thema behandelt. Zunächst der entsprechende Auszug aus dem 2. Gegenstandskatalog, der auf S. 8 zu finden ist:

Die Prüfungsaufgaben sollen unter Aspekten der allgemeinen ärztlichen Tätigkeit auf die wichtigsten Krankheitsbilder und Gesundheitsstörungen abgestellt sein. Dies sind insbesondere solche, die sich durch ihre Verbreitung, ihre Folgen für den Einzelnen oder die Gesellschaft auszeichnen.

Hierzu zählen […]

– Störungen der Geschlechtsentwicklung und der Fertilität. Familienplanung. Schwangerschaft, Beratung und Beurteilung in Konfliktsituationen, insbesondere medizinische, rechtliche und ethische Aspekte des Schwangerschaftsabbruchs, Risikoschwangerschaft, Beratung und Vorsorge in der Schwangerschaft. Geburt und Risikogeburt. Krankheiten des Wochenbetts. Entzündungen und Geschwülste der weiblichen Genitalorgane.”

Die Lernziele des genannten Seminars (das im Übrigen eigentlich “Voraussetzungen und Konsequenzen pränataler Diagnostik” heißt) behandeln

– “typische Indikationen und die derzeit angewendeten Verfahren der invasiven und nicht-invasiven Pränataldiagnostik”

–  “die rechtlichen und ethischen Aspekte eines Schwangerschaftsabbruchs”

– “die durch einen Schwangerschaftsabbruch entstehende psychische Belastung im gesellschaftlichen Kontext”

(Quelle: Lernzielkatalog der Charité)

D.h. die medizinischen Aspekte, die im IMPP-Katalog genannt werden, werden im Seminar nicht verpflichtend behandelt und sind an der Charité damit auch nicht prüfungsrelevant.

 

Unsere Kritik daran ist folgende:

Das Thema Schwangerschaftsabbruch wird trotz expliziter Nennung im Gegenstandskatalog des 1. Staatsexamens an der Charité bis zum Ablegen dieser Prüfung nicht explizit behandelt.

Das Seminar, das bis zum 2. Staatsexamen stattfindet, weist mehrere Defizite auf. Zum einen behandelt es die medizinischen Aspekte gar nicht bzw. nur wenn entsprechend engagierte Dozierende von selbst darauf eingehen oder Studierende danach fragen. Ein Seminar von 90 Minuten im gesamten Studium für das Thema und dann noch in Verbindung mit Pränataldiagnostik ist eindeutig zu wenig. Außerdem kritisieren wir die unglückliche Verknüpfung dieser beiden Themen. Natürlich kann ein Schwangerschaftsabbruch eine Option bei einem entsprechend auffallenden Befund einer pränatalen Diagnostik sein, jedoch ist sie nicht die einzige und wir halten es für fraglich, wie gut es ist, dies bereits in den Köpfen zukünftiger Mediziner*innen so zu verankern.

Der Großteil der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland erfolgt nach der Beratungsregelung (und damit vor der 12. Schwangerschaftswoche) und nicht aus einer medizinischen Indikation heraus (Quelle:  Statistisches Bundesamt). Genau deswegen wäre es auch wichtig der Forderung des IMPPs nachzukommen und die verschiedenen Methoden, deren Vor- und Nachteile zu behandeln und für welchen Schwangerschaftsabbruch (Frühabbruch, wie bei der Beratungsregelung, Spätabbruch wie bspw. bei medizinischer Indikation)  welche Möglichkeiten bestehen.

 

Zusammenfassend lässt sich also für uns festhalten:

Studierende der Charité werden nicht ausreichend darauf vorbereitet, später unter Umständen einmal einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen, noch nicht einmal in der Theorie.

 

Einer Kritik, die uns immer wieder erreicht möchten wir vorgreifen:

Es wird immer wieder moniert, dass Medizinstudierende auch nicht lernten, wie man bspw. einen Blinddarm operiert und dass das doch Facharztwissen sei.

Das stimmt nur bedingt. Zumindest in der Theorie sollten wir sehr wohl lernen, welche Optionen (also beim Schwangerschaftsabbruch medikamentöser vs. operativer Abbruch) zur Verfügung stehen und wie solche Eingriffe vonstatten gehen. In Famulaturen und im praktischen Jahr haben Medizinstudierende oft auch die Möglichkeit bei Operationen zu assistieren. Bei welchen Eingriffen und in welchem Umfang obliegt dem oder der Operateur*in. Außerdem bemüht sich die Charité auch zunehmend praktische Fertigkeiten in ihr Curriculum aufzunehmen, wie bspw. Nahtkurse oder das Legen eines zentralvenösen Katheters. Insbesondere der letzte Eingriff ist mit großen Risiken verbunden, gerade deswegen wird er ja geübt. Spricht man mit Gynäkolog*innen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, verweisen diese gerne darauf, dass es sich bei einer Aspiration (also der derzeit besten operativen Methode für einen Schwangerschaftsabbruch) um einen handwerklich verhältnismäßig einfachen Eingriff handelt, der in anderen Ländern bspw. von Hebammen durchgeführt wird. Es ist also durchaus vertretbar diesen Eingriff auch im Rahmen des Medizinstudiums am Modell zu üben.

Was den zweiten Aspekt der Kritik angeht: Offiziell handelt es sich bei der Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland um kein Facharztwissen, da dieses in keinem fachärztlichen Ausbildungskatalog als Ausbildungsziel genannt wird, weder in der Gynäkologie noch in der Allgemeinmedizin oder in der Allgemeinchirurgie. Insofern ist das Argument an sich schon nicht valide. Darüber hinaus lernen wir im Medizinstudium viele Aspekte, die eigentlich Facharztwissen sind, also ist diese Kritik unserer Meinung nach hinfällig.

Herzlich willkommen

Liebe Kommiliton*innen,
Liebe Unterstützer*innen,
Liebe Interessierte,

Wir freuen uns sehr euch heute unsere neu erstellte Homepage vorstellen zu können. Hier möchten wir sachliche Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch sowie Adressen von Anlaufstellen für Menschen, die unbeabsichtigt schwanger geworden sind, zur Verfügung stellen.

Außerdem wollen wir uns hier allen vorstellen, die sich für unsere Arbeit interessieren. Wer wir sind, was wir fordern und was wir dafür machen – hierüber klären wir auf den Seiten unserer Homepage auf. Informationen zu aktuellen Artikeln oder  Veranstaltungen findet ihr in unseren Blogbeiträgen.

Für konstruktive Anmerkungen und Anregungen sind wir dabei immer offen – ob persönlich bei einer unserer Veranstaltungen oder online über unser Kontaktformular.

Unser herzlicher Dank gilt Kristina Hänel, die die Erstellung dieser Seite im Wintersemester 2017/18 angeregt hat.

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Ganz besonders freuen wir uns auch darüber, dass wir euch heute unser neues Logo präsentieren können. Vielen Dank an Leni für die Mühe und Zeit, die sie ins Entwerfen investiert hat!

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Jetzt wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und kommentieren

– Eure Medical Students for Choice Berlin