Methoden

Im Folgenden werden die verschiedenen Möglichkeiten eines Schwangerschaftsabbruchs im ersten Trimenon (also bis zur 14. Schwangerschaftswoche (SSW)) erklärt.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen: medikamentös oder operativ.

Beide werden in der Regel ambulant durchgeführt. Für welchen Du dich entscheiden kannst, hängt davon ab, wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist, denn der medikamentöse Abbruch wird nur bis zur 9. SSW (63. Tag post menstruationem, also nach der letzten Regelblutung) durchgeführt.

 

Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch:

1) Zunächst wird durch einen Ultraschall festgestellt, dass wirklich eine Schwangerschaft vorliegt und dass diese auch im Uterus ist und nicht außerhalb (Extrauteringravidität). Dies kommt selten vor, aber in diesem Fall ist ein Abbruch mit Mifepriston kontraindiziert. Ist keine Extrauteirngravidität nachweisbar, aber auch intrauterin nichts zu finden, kann ein medikamentöser Abbruch versucht werden – eventuell unerkannte Eileiterschwangerschaften könnten so abgehen, jedoch liegen hierfür noch keine wissenschaftlichen Beweise vor.

2) Der Abbruch wird begonnen, indem Mifepriston eingenommen wird. Dies wird immer „unter Aufsicht“ in der Arztpraxis getan.

Mifepriston ist ein sogenannter Progesteron-Rezeptorantagonist. Das bedeutet, dass es die Wirkung des Schwangerschaftshormons Progesteron verhindert. So führt es dazu, dass sich das Schwangerschaftsgewebe von der Gebärmutterwand löst, der Muttermund sich öffnet und sich die Kontraktilität der Muskeln der Gebärmutter erhöht. Zudem erhöht es dort die Wirksamkeit von Prostaglandinen, welche als zweites Medikament gegeben werden.

Durch diese Wirkung kann der Abbruch nach der Einnahme von Mifepriston nicht mehr rückgängig gemacht werden und es würde auch ohne das zweite Medikament in 60-80% der Fälle zu einem Abbruch kommen.

3) 36-48 Stunden nach dem ersten Medikament folgt die Einnahme eines Prostaglandins, meist Misoprostol. Dieses führt zu Kontraktionen der Gebärmutter, wodurch das Schwangerschaftsgewebe ausgestoßen wird.

Die Einnahme dieses Medikamentes kann auf Wunsch auch zu Hause erfolgen. Hier ist es abhängig von dem*der behandelnden* Ärzt*in, ob er*sie dies anbietet.

Gemäß der alten Zulassung wurde empfohlen auch das zweite Medikament in einer Praxis einzunehmen und die folgenden drei Stunden unter ärztlicher Beobachtung zu bleiben. Dies ist jedoch nicht evidenzbasiert und daher nicht mehr Teil der Empfehlung. Zudem treten die insgesamt seltenen, aber schwereren Nebenwirkungen (z.B. starke Blutungen) wenn dann meist erst nach diesen drei Stunden auf.

Gegen auftretende Schmerzen während des Abbruchs können Schmerzmittel (NSAI wie z.B. Ibuprofen) eingenommen werden.

4) 7-21 Tage später wird ein Kontrollultraschall durchgeführt oder der ß-hCG-Wert bestimmt, um eine komplette Ausstoßung des Schwangerschaftsgewebes zu überprüfen.

In insgesamt weniger als 5% der medikamentösen Abbrüche muss noch ein operativer Eingriff angeschlossen werden, um Gewebsreste zu entfernen; in weniger als 1% der medikamentösen Abbrüche, weil die Schwangerschaft weiter besteht.

Die Kosten für Schwangerschaftsabbrüche sind abhängig von der Praxis. Meist sind die Kosten für einen medikamentösen Abbruch in etwa gleich wie die für einen operativen Abbruch unter Lokalanästhesie (örtliche Betäubung). Für eine Vollnarkose entstehen meist Mehrkosten, die den chirurgischen Eingriff teurer als die medikamentöse Methode machen können.

Trotz seiner hohen Wirksamkeit und geringen Nebenwirkungen wird der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch in Deutschland nur bei ca. 21% der Abbrüche angewendet.

Quellen:

PD Dr. med. Dietmar Schlembach: 218. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe zum Vorgehen beim medikamentösen Schwangerschaftsabbruch, Juni 2015

Dr. med. Christian Fiala: Gynäkologie Der Privatarzt, Medizin & Management: Hohe Wirksamkeit bei geringen Nebenwirkungen: Der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch hat sich weltweit als Standard etabliert, Wien 2013

Statistisches Bundesamt: Schwangerschaftsabbrüche: Fachserie 12 Reihe 3, 2017

Royal College of Obstetricians and Gynaecologists: The Care of women Requesting Induced Abortion, Evidence-based Clinical Guideline Number 7, November 2011

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) Arbeitsgemeinschaft für maternofetale Medizin (AGMFM): Anwendung von Prostaglandinen in der Geburtshilfe, 2010

 

Operativer Schwangerschaftsabbruch:

Bei der operativen Methode gibt es zunächst verschiedene Arten der Betäubung:

Der Eingriff kann unter Lokalanästhesie durchgeführt werden: Hierbei wird ein Lokalanästhetikum in oder um die Zervix gespritzt. Das vorherige Anhaken der Zervix mit einer Kugelzange, um diese in ihrer Position zu halten, ist dabei von der schwangeren Person spürbar.

Da die Behandlung nicht lange dauert und die Narkose nicht tief sein muss, kommen bei  sehr kurz wirksame Narkosemittel zum Einsatz. Dies macht die Vollnarkose sehr sicher.

Zu bedenken ist, dass die Lokalanästhesie eine geringere Rate an Komplikationen hat als die Vollnarkose. Von der WHO wird die Vollnarkose deshalb nicht routinemäßig empfohlen.

 

Die Durchführung des Schwangerschaftsabbruchs:

1) Nicht immer, aber häufig wird zwei bis vier Stunden vor dem operativen Eingriff ein Prostaglandin vaginal oder oral/ sublingual gegeben (Gemeprost oder Misoprostol). Dieses „Priming“ führt zu einer Erweichung der Zervix, wodurch die folgende Prozedur schneller und einfacher wird.

2) Zunächst wird die Zervix mit einer Kugelzange angehakt, damit sie festgehalten werden kann.

3) Dann folgt die Dilatation der Zervix mithilfe von größer werdenden Metallstiften. Durch das Priming ist diese auch bereits etwas geöffnet und dieser Schritt ist schneller durchführbar.

4) Danach wird eine Plastikkanüle eingeführt, welche an eine Vakuumpumpe angeschlossen ist. Hiermit wird das Schwangerschaftsgewebe abgesaugt.

5) Am Ende der Absaugung wird mittels Ultraschall kontrolliert, ob das gesamte Gewebe entfernt wurde.

Eine routinemäßige Nachkontrolle Tage oder Wochen nach dem Eingriff ist nicht notwendig.

Insgesamt dauert der Eingriff etwa 3 bis 10 Minuten.

 

Curettage:

Eine Curettage (Ausschabung) zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs ist veraltet und überholt und sollte aufgrund der höheren Komplikationsrate nicht mehr durchgeführt werden. Die Rate an schweren Komplikationen (z.B. Perforation der Gebärmutter oder Verletzung der Zervix) ist zwei bis drei Mal höher als bei der Vakuumaspiration. Zudem ist sie mit mehr Schmerzen und einem höheren Blutverlust verbunden als die Vakuumaspiration. In Deutschland wird sie jedoch noch bei ca. 15% (2017) der Schwangerschaftsabbrüche angewendet und sollte bei der Wahl der*des* Ärztin*Arztes* beachtet werden.

Quellen:

World Health Organization, Department of Reproductive Health and Research: Safe abortion: technical and policy guidance for health systems: second edition, 2012

World Health Organization, Department of Reproductive Health and Research: Clinical practice handbook für safe abortions, 2014

Royal College of Obstetricians and Gynaecologists: The Care of women Requesting Induced Abortion, Evidence-based Clinical Guideline Number 7, November 2011

Statistisches Bundesamt: Schwangerschaftsabbrüche: Fachserie 12 Reihe 3, 2017

 

Zum Weiterlesen und Vertiefen:

Die Präsentation mit aktuellen statistischen Zahlen zum Schwangerschaftsabbruch sowie anschaulichen Infos zu den unterschiedlichen Methoden von Dr. Christiane Tennhardt, wie sie ihn bei unserem letzten Papaya-Workshop vorgetragen hat.

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