Im Folgenden die Dankesrede, die Alicia Baier von Seiten der Medical Students for Choice Berlin bei der Preisverleihung des Margharita-von-Brentano-Preises an der Freien Universität Berlin am 15.11. 2019 hielt.
Liebe Angehörige des MvB-Zentrums und der FU,
liebe Ulle Schauws,
liebe Prof. Kuhlmey,
liebe Gäste!
Als ich vor ziemlich genau vier Jahren den Entschluss fasste, eine erste deutsche Gruppe der Medical Students for Choice in Berlin zu gründen, da hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht ausmalen können, welch großartige Früchte – genauer gesagt: Papayas – diese Gruppe einmal hervorbringen würde. Damals, im Jahr 2015, war das Thema Schwangerschaftsabbruch nicht nur im Berliner Medizinstudium quasi non-existent, sondern im gesamten gesellschaftlichen Diskurs. „Was, eine eigene Gruppe nur zum Schwangerschaftsabbruch?!“, fragten mich die Kommilliton*innen. Aber – ein paar ganz tapfere schlossen sich der Gruppe trotzdem an, und so wuchsen wir immer weiter, gegen alle äußeren Widerstände, die einem bei dem Thema zwangsläufig entgegenschlagen. Und, wir haben es geschafft: Wir haben ein großes Stück zurückgelegt auf dem steinigen Weg hin zu einer geschlechtergerechteren Medizin! Die Verleihung eines derart renommierten Preises ist für uns, aber auch für gleichgesinnte Gruppen deutschlandweit, eine unvorstellbar große Motivation, diesen Weg weiter zu gehen.
Mit dem Preisgeld bieten sich uns ganz neue Möglichkeiten, unsere Anliegen umzusetzen. Vorher hatten wir uns von Spende zu Spende, von Papaya zu Papaya gehangelt, und nun – 15.000 Euro, unglaublich! Ziemlich schnell war uns klar, wofür wir das Geld einsetzen wollen: Nämlich für ein Multiplikator*innen-Wochenende, zu dem wir Medizinstudierende und Ärzt*innen aus ganz Deutschland in Berlin zusammenbringen werden. Wir wollen dort unsere Erfahrungen weitergeben, uns deutschlandweit vernetzen, und neu entstandene Bewegungen stärken.
Viel wichtiger als das Preisgeld ist aber der symbolische Wert, den dieser Preis einer Exzellenzuni wie der Freien Universität in sich trägt. Unsere Arbeit, die auch innerhalb der Charité auf Kritik stieß, erhält damit eine unbezahlbare Legitimation. Der Preis hilft uns dabei, dass unser Anliegen nicht als studentischer Aktionismus abgetan werden kann, sondern ernst genommen wird als das, was es ist: als das berechtigte Streben nach einer wertneutraleren, gesundheitsorientierteren und geschlechtergerechteren medizinischen Ausbildung.
Mir wurde gesagt, ich möge mich kurz fassen, damit der Abend nicht allzu zu lang werde. Das versuche ich und dennoch gibt es natürlich eine Reihe von Institutionen und Personen, bei denen wir uns bedanken möchten. Zuerst möchten wir natürlich Ihnen, den Mitarbeiter*innen des MvBZ und der Freien Universität, von ganzem Herzen für diesen Preis und die damit einhergehende enorme Wertschätzung unserer Arbeit danken – besser als alle anderen wissen wir, dass diese Wertschätzung gerade bei unserem Thema nicht selbstverständlich ist. Unser Dank gilt auch Heike Pantelmann, Rainer Hoffmann und allen anderen, die an der Organisation der heutigen Veranstaltung beteiligt waren. Bedanken möchten wir uns aber natürlich auch bei denjenigen, die uns für den Preis vorgeschlagen haben – ohne sie stünden wir heute nicht hier: Melanie Bittner, Christine Kurmeyer, Sarah Huch und Martin Lücke, danke, dass ihr an uns gedacht habt!
Unser besonderer Dank gilt Prof. Kuhlmey, Lehrdekanin an der Charité, die im Laufe der letzten Jahre eine ganz rührende Kehrtwende vollzogen hat: Anfangs noch recht skeptisch ob unserer fruchtigen Papaya-Plakate, konnten wir sie mit unseren vielen Positionspapieren und Zusendungen schließlich davon überzeugen, dass wir nicht grundlos destruktiv provozieren, sondern begründet konstruktiv kritisieren möchten. Ihrem Einsatz haben wir es zu verdanken, dass unsere Forderungen an der Berliner Charité vollends erfüllt wurden, und dass das Thema Schwangerschaftsabbruch dort nun im medizinischen Curriculum verankert ist!
Kommen wir zuletzt noch zu den eigenen Reihen:
Hier möchten wir uns zuerst bei den Gynäkologinnen bedanken, die unentgeltlich und neben ihren Vollzeitjobs als niedergelassene Ärztinnen unsere an die 15 Papaya-Workshops der letzten Jahre mitbegleitet haben. Gabriele Halder, Christiane Tennhardt, Blanka Kothe, Tina Wilson, Katrin Wolf, Veronika Lang und Jana Maeffert – sie nennen sich auch „Berliner Ärzt*innen pro choice“. Sie beeindrucken die teilnehmenden Medizinstudierenden immer wieder mit ihrem sprühenden Elan und ihrer klaren Haltung, die immer auf der Seite ihrer Patientinnen ist. Vielen Dank auch, dass ihr stetts die schweren Instrumente-Sets zu uns geschleppt habt!
Unser Dank gilt auch den Mitarbeiter*innen des Familienplanungszentrum Balance, die vor den Workshops immer die Instrumente für uns gesäubert und verpackt haben!!!
Ihr seht, es gibt viele Beteiligte, aber die Keimquelle sind natürlich die Studierenden – und deshalb möchte ich zuletzt meiner Gruppe danken, den Medical Students for Choice Berlin – auch denjenigen, die zu früheren Zeitpunkten aktiv waren, bspw. in der harten Anfangszeit, als sich noch niemand für uns interessiert hat, und die den Weg geebnet haben zu unserer heutigen, erfolgreichen und sehr sichtbaren Gruppe. Ich selbst bin mittlerweile Ärztin und muss mich von euch verabschieden, das ist heute ein sehr schöner Anlass dafür. Ich nehme den aktiven und mutigen Geist dieser Gruppe aber mit zu unserem Verein „
Doctors for Choice Germany“, dessen Gründung wir morgen feiern und unter dessen Dach wir uns auf jeden Fall wieder sehen werden. Und daran merkt man auch, dass das studentische Engagement nach dem Studium nicht einfach verfliegt, sondern dass diese Gruppe stetig neue Generationen von reflektierten und kritischen Ärzt*innen hervorbringen wird und dass wir damit der schlechten Ausbildungs- und Versorgungssituation zum Schwangerschaftsabbruch unsere Stirn bieten! Ihr seid wirklich eine ganz tolle und engagierte Gruppe, ihr habt mir immer wieder neue Motivation gegeben und es ist unglaublich, was wir zusammen geschafft haben in den letzten Jahren. Vielen Dank!
Hier gibt es ein paar bildliche Eindrücke (Bildrechte: Christian Demarco)